Kaffeetratsch mit FOMP über Poetry Slam & dessen Zukunft.

Kaffeetratsch mit FOMP über Poetry Slam & dessen Zukunft.


04.10.2017 · Lifestyle · von Jana

Von 19. – 21. Oktober findet der Ö-SLAM im Schwarzberg & WUK statt. Wir haben Henrik & Jonas, zwei Jungs von FOMP und somit Veranstalter der poetischen Meisterschaften getroffen! 

 

FOMP im Interview

FOMP

 

Hallo ihr beiden. Ihr veranstaltet heuer die Österreichischen Poetry Slam Meisterschaften. Dass Poetry Slam boomt, bekommt man mit, aber von Meisterschaften wissen wahrscheinlich nicht so viele. Ist das neu?

Henrik: Genau genommen ist das schon der elfte Ö-SLAM. Diese Staatsmeisterschaft wurde 2007 als eintägiges Event gegründet und fand damals im WUK statt. 2017 sind es drei Tage und das Finale ist wieder im WUK – Slam is coming home, sozusagen. In den Jahren zwischen 2007 und heute fand der Ö-SLAM jährlich in einer anderen Stadt statt. Dornbirn, Graz, Linz, Innsbruck, Salzburg, alles schon dabei gewesen.

 

Und jetzt spannt ihr den historischen Bogen, verstehe. Ich nehme an, 2007 wart ihr noch nicht dabei?

Jonas: Nein. Wir beide treten seit 2012 auf Slambühnen auf und veranstalten seit 2013 diverse Formate im Bereich Poetry Slam und Live-Literatur. Angefangen haben wir klein, 2014 haben wir dann Österreichs ersten Jazz Slam gegründet, 2015 kamen weitere Formate sowie die Poetry Slam Landesmeisterschaft für Wien und Niederösterreich dazu und ab der kommenden Saison veranstalten wir quasi jeden Monat ein gutes Dutzend regelmäßige Veranstaltungen in Wien und Niederösterreich. Frag mich nicht, wie das passiert ist (lacht).

 

FOMP

 

Wie erklärt ihr euch den jüngeren Erfolg von Poetry Slam?

Henrik: Naja, erfolgreich war Slam in Österreich auch schon vor zwölf Jahren. Inhaltlich betrachtet und natürlich als Nischenprodukt, nur war die Bekanntheit noch nicht so ausgeprägt. Dass Slam mittlerweile das am schnellsten wachsende Bühnenformat ist, liegt an YouTube und daran, dass immer mehr große Locations erkennen, dass es funktioniert und die Leute Bock drauf haben. Du bekommst in kurzen Abständen eine hohe Diversität an künstlerischen Zugängen. Abwechslung und Kurzweiligkeit machen Slam zugänglich.

 

Die Leute? Ist das nicht vor allem ein Studenten-Ding?

Jonas: Auch. Aber es kommen genauso Kulturnerds, Comedy- und Theaterfans und Neugierige. Auch im fortgeschrittenen Alter. Slam ist auf und vor der Bühne breit gefächert.

 

Apropos breit gefächert. Heute seid nur ihr beide da, aber hinter FOMP stehen noch mehr Menschen, richtig?

Jonas: Korrekt. Henrik und ich haben FOMP 2013 gemeinsam mit unserem Kollegen Christopher Hütmannsberger gegründet, der sich über die Jahre etwas zurückgezogen hat und inzwischen die Wolkenvorhang-Events mitorganisiert, die ich auch empfehlen kann. Seit diesem Jahr sind wir zu sechst, was gut ist. Anders könnten wir unseren Workload nicht bewältigen. Aber wir haben Glück und wir haben sehr liebe und äußerst fähige Menschen in unserem Team.

 

FOMP

 

Wofür steht FOMP überhaupt? 

Henrik: (Lacht laut) Also die Geschichte ist etwas länger, aber ich geb dir die Kurzfassung. FOMP ist in der Comicsprache das Geräusch, das entsteht, wenn Leute ineinander laufen. Alternativ auch das Geräusch von Darth Vaders Helm, wenn dieser auf den Boden knallt. Ersteres ist aber unser Bezug. Das machen wir nämlich. Leute und Kunstformen zusammen bringen. Mittlerweile steht FOMP aber auch für Fear Of Missing Poetry. Angelehnt an FOMO – Fear Of Missing Out.

 

An Poesie darf es also nicht fehlen. Woran fehlt es denn sonst?

Jonas: Wichtige Frage. Großes Thema. An Wahrnehmung auf staatlicher und medialer Ebene. Slam ist professionell und begeistert ein großes Publikum. Es gibt in Wien über zehn verschiedene Slams, die regelmäßig stattfinden und Leute vor oder auf die Bühne ziehen. Die Wertschätzung dafür ist aber noch nicht mit gekommen. Sie zieht sich noch die Schuhe an. Hochkultur is a Hund. Aber wir mögen Hunde und wir haben selbst ein dickes Fell und sind optimistisch, dass wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen in Wien und Österreich das Slam Game noch bis in die Staatsoper holen.

 

Ist Slam denn dann noch Kleinkunst oder schon Mainstream?

Henrik: Schwierige Unterscheidung. Das Wort Kleinkunst finden wir eh schade. Kunst ist nie klein. Und Mainstream ist nicht gleich etwas schlechtes. Es bedeutet in erster Linie mal, dass das Publikum dafür wächst. Was gut ist. Die Frage ist immer, zu welchem Preis. Bei allem besteht die Gefahr, dass ein künstlerischer Anspruch zugunsten der Reichweite reduziert wird. Wir haben in der Slamszene aber eine große Integrität. Slam ist Popkultur, ja. Aber Slam ist auch Literatur und Rap und Dada. Es entwickelt sich weiter, aber bleibt sich treu.

 

FOMP

 

Wo wir schon von Preisen reden. Was gibt es beim Ö-SLAM zu gewinnen? 

Jonas: Liebe. Ruhm. Umarmungen. Nein, Spaß, man erhält zunächst mal den offiziellen Titel des oder der österreischen Meisters bzw. Meisterin. Das ist gut für’s Portfolio. Außerdem erhält man einen Startplatz für die gesamtdeutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften, die heuer in Hannover stattfinden. Das ist das weltweit größte Poetry Slam Festival. Da wollen alle hin.

 

Was muss man tun, wenn man Meister werden will?

Henrik: Es gibt drei Vorrunden mit je zehn Startenden. Aus jeder Vorrunde kommen drei in das große Finale, macht neun Finalisten und davon ziehen drei in das finale Stechen, auf dem die Stockerlplätze unter sich ausgemacht werden. Ein Highlight heuer ist neben dem, dass es an Tag Zwei den Team Ö-SLAM gibt. Die neun besten Teams des Landes treten um die Teamkrone an.

 

Und wer hat die besten Chancen?

Jonas: Alle. Und niemand. Beim Slam ist alles möglich. Das ist das Spannende. Aber am besten selbst vorbei kommen und mitfiebern. Lohnt sich. Dafür stehen wir mit unserem Namen (lacht).

 

FOMP

 

Der Ö-SLAM findet vom 19. bis 21. Oktober im Schwarzberg und im WUK statt. Informationen zum Ö-SLAM 2017 findest du auf öslam.at und auf facebook.com/events/103373183708087. Tickets für die drei Vorrunden und die beiden Finals bekommst du auf eveeno.com/oeslam2017



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