Klimastreik: Was können wir Studis tun, Elena von Fridays For Future?
Am 19. März 2021 wird Fridays For Future im Rahmen des 7. weltweiten Klimastreiks einmal mehr auf die Straße gehen, um ein Zeichen dafür zu setzen, dass es noch nicht zu spät ist, die Klimakatastrophe zu verhindern. Möchtest auch du dabei sein und deine Stimme für Mutter Erde erheben, dann merk dir den Termin schon jetzt im Kalender vor! In der Zwischenzeit haben wir ein facettenreiches Interview mit Elena von Fridays For Future Österreich für dich, in dem wir u.a. der Frage nachgehen, was Studis im Kampf gegen die Klimakrise tun können und welche Schritte zudem dringend von der Politik unternommen werden müssen.
Mit Fridays For Future zum 7. weltweiten Klimastreik
Der 19. März 2021 wird international ganz im Zeichen des globalen Protests gegen die Ausbeutung unseres Planeten stehen. Um die Zukunft vieler Generationen zu sichern und allem voran diesbezüglich die Politik zur Verantwortung zu ziehen, lädt Fridays For Future Österreich ebenso wie alle anderen internationalen Ableger der Protestbewegung zum gemeinsamen Klimastreik.
Für die weltweiten Demonstrationen wurden selbstverständlich Hygieneregeln aufgestellt, sodass alle sicher demonstrieren können und nicht nur die Erde, sondern auch unsere Mitmenschen geschützt werden. Bitte halte dich in Folge bei deiner Teilnahme am weltweiten Klimastreik an ebenjene Regeln und folge diesbezüglich den Anweisungen vor Ort.
Fridays For Future im Interview: What do we want? Climate justice!
Gemeinsam mit vielen Menschen in Europa und auf der ganzen Welt setzt sich Fridays For Future in Übereinstimmung mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens für eine mutige Umweltschutzpolitik sowie für globale Klimagerechtigkeit ein. Neben prominenten Leitfiguren wie Greta Thunberg oder Luisa Neubauer lebt die internationale Protestbewegung von zahlreichen regionalen Gruppen und fleißigen Unterstützern und Koordinatoren.
Elena von Fridays For Future Österreich zählt zu ebenjenen Menschen, die die Bewegung maßgeblich vorantreiben. Wir freuen uns, sie im Interview begrüßen zu dürfen.
iamstudent: Hallo liebe Elena, willkommen! Kannst du uns zunächst einmal ein wenig über dich erzählen? Wer bist du, was machst du und wie kamst du zu Fridays For Future?
Fridays For Future: Hallo, ich freue mich sehr hier zu sein! Ich bin 21 Jahre alt und studiere Informatik und Philosophie an der Hauptuni Wien. Vor Corona habe ich außerdem noch gekellnert. Zu Fridays For Future bin ich über eine Freundin gekommen, die im Sommer 2019 von einem Students For Future Stammtisch erfahren hat und nicht alleine hin wollte. Ich war da gerade erst wieder in Österreich und hatte sowieso Lust mich politisch zu engagieren und bin dann einfach mal mitgekommen.
iamstudent: Die bisherigen, international beschlossenen Maßnahmen gegen den Klimawandel sind nach Meinung vieler Experten sowie auch nach Meinung von Fridays For Future leider nicht ausreichend, um realistisch das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Was wären deiner Meinung nach effektive Schritte, die umgehend unternommen werden sollten – auf globaler, aber auch nationaler Ebene?
Fridays For Future: Also wir merken einfach immer wieder, wie wenig Wissen Politiker*innen eigentlich über die Klimakrise haben. Das ist dann schon ziemlich erschreckend. Zuerst müsste hier also mal sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit es überhaupt zu effektiven Handlungen kommen kann. Wir sehen das jetzt auch bei Corona wieder sehr gut, dass auf Expert*innen hören extrem wichtig ist, aber leider auch viel zu wenig gemacht wird. Viele wissen gar nicht, dass es wirklich in jedem Sektor schon ganz konkrete Maßnahmen gibt, die man einfach nur noch umsetzen müsste. Auf globaler Ebene sieht das ähnlich aus. Hier wird die Verantwortung vor allem gerne auf den globalen Süden abgegeben. Eine große Forderung von Fridays For Future ist Klimagerechtigkeit. Da geht es darum, dass die EU durch klimaschädliches Verhalten und die Ausnutzung des globalen Südens zu sehr viel Reichtum gekommen ist. Jetzt müssen wir Verantwortung dafür übernehmen und schneller CO2 neutral werden, damit Länder wie zum Beispiel Indien mehr Zeit haben.
iamstudent: Am 19. März 2021 wird auf der ganzen Welt für rasche Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe protestiert. Was hat Fridays For Future Österreich anlässlich des 7. weltweiten Klimastreiks konkret geplant?
Fridays For Future: Wir wollen zeigen, dass wir Krisen ernst nehmen und haben uns deshalb etwas ganz Neues überlegt. Um Corona-Abstände wahren zu können, machen wir eine Menschenkette um den Ring in Wien, bei der alle fest zugeteilte Plätze bekommen. Die Unterhaltung wird auch sehr verstreut stattfinden, damit es keine großen Sammelpunkte vor Bühnen gibt. Dafür haben wir über 20 Musiker*innen angefragt, die dann um den Ring verteilt Live-Musik spielen werden. Wir wollen beim Streik zeigen, wie schön beispielsweise ein autofreier Ring sein kann und dass Klimaschutz nicht unbedingt Verzicht bedeutet, sondern dadurch auch sehr viel zu gewinnen ist. Außerdem wird gefordert, dass Türkis-Grün endlich ihre Versprechen wahr macht und vernünftiger Klimaschutz betrieben wird.
iamstudent: Aktuell macht ihr euch zudem für das sog. Klimavolksbegehren – einen Fahrplan zur Klimaneutralität – stark. Worum geht es dabei genau?
Fridays For Future: Das Klimavolksbegehren ist ja von einer der Mitbegründer*innen von Fridays For Future initiiert worden. Dabei war die Idee, dass streiken nicht das einzige Mittel in einer Demokratie ist. Mit einem Volksbegehren kann man Forderungen direkt ins Parlament tragen und zeigen, wie viele Menschen Klimaschutz wollen. Die vier Forderungen des Klimavolksbegehren sind:
- Klimaschutz in die Verfassung bringen
- der Stopp klimaschädlicher Treibhausgase
- Klimaschutz belohnen und niemanden zurücklassen
- Mobilität und Energie nachhaltig gestalten
iamstudent: In Kürze startet die Online-Vortragsreihe CLIMATE CHANGE(S) HEALTH, die in Kooperation mit Doctors For Future Austria, Austria Medical Student’s Association, Health For Future und Students For Future entstanden ist. Was können sich Interessierte hier erwarten?
Fridays For Future: Leider wissen die wenigsten, dass Pandemien durch die Klimakrise extrem begünstigt werden. Außerdem breiten sich Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber jetzt schon immer weiter Richtung Westen aus. Die Vortragsreihe soll genau diesen Zusammenhang zwischen der Klimakrise und Gesundheitsrisiken aus verschiedenen Blickwinkeln erklären.
iamstudent: Ihr habt mit dem weltweiten Klimastreik, dem Volksbegehren und der Vortragsreihe für die nächste Zeit ohnehin viel geplant, aber wie sehen weitere Schritte und Aktionen heuer aus, was erhofft ihr euch für 2021 und wie war das vergangene von Covid-19 überschattete Jahr für Fridays For Future?
Fridays For Future: Die nächste ganz große Aktion wird jetzt schon für Herbst geplant, weil da ja die COP 26, also die UN Klimakonferenz, in Glasgow stattfinden wird. Außerdem hoffen wir sehr, dass die Klimakrise wieder mehr denn je in den öffentlichen Diskurs kommt. Was wir alle im letzten Jahr durch Corona gelernt haben, ist was es heißt unvorbereitet in eine Krise zu stolpern. Bei der Klimakrise haben wir das Glück schon im Vorhinein zu wissen, womit wir rechnen können und wie welche Maßnahmen gesetzt werden müssen. Ich hoffe, dass jetzt erkannt werden wird welche Gefahren, aber auch welche Chancen wir haben und die Klimakrise kein politisches Streitthema mehr sein wird, sondern bedingungslos von allen Parteien gemeinsam verhindert wird.
iamstudent: Welche politischen Entwicklungen – weltweit oder national gesehen – lassen deiner Meinung nach die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels momentan eher in die Ferne rücken und was hingegen stimmt dich diesbezüglich hoffnungsvoll?
Fridays For Future: Leider haben wir durch den Stillstand der letzten Jahre sehr viel wichtige Zeit verloren, was das 1,5-Grad-Ziel sehr viel unrealistischer wirken lässt. Wir sehen aber auch, dass sich gerade jetzt wieder sehr viel bewegt: Biden ist dem Pariser Klimaabkommen wieder beigetreten, China setzt auf erneuerbare Energien und in Ländern wie zum Beispiel Portugal, Frankreich und sogar Österreich wird zur Zeit Klimaschutz als Menschenrecht eingeklagt. Man sieht also: Es liegen sehr viele Versprechen in der Luft, jetzt müssen wir als Zivilgesellschaft nur noch darauf achten, dass diese auch wirklich eingehalten werden.
iamstudent: Wie begegnest du im Zuge deines Engagements für Fridays For Future, aber auch im Privaten Klimawandel-Leugnern? Was sagt man jenen in seinem Umfeld, die ganz anderer Ansicht sind?
Fridays For Future: Menschen, die den Klimawandel wirklich leugnen, bin ich in Österreich zum Glück erst sehr selten begegnet. Ich merke aber, dass es zwei Arten von Reaktionen gibt, die leider beide wenig Handlung nach sich ziehen. Manche sind so überwältigt vom Problem, dass sie ironisch meinen, dass wir sowieso schon verloren sind und sich gar nicht erst bemühen etwas zu ändern. Auf der anderen Seite gibt es die eher klassischen Leugner*innen, die meinen, dass es ihnen egal sei, was mit den Eisbären passiere oder dass sie ja eh keine Kinder haben wollen. Bei beiden Fällen sieht man eines ganz klar: Die Klimakrise ist sehr schwer greifbar. Ich glaube am wichtigsten ist es, klarzustellen, dass wir uns in einer sehr bedrohlichen Lage befinden und die Effekte der Klimakrise schon heute spürbar sind, aber gleichzeitig keine Hoffnungslosigkeit zu erzeugen, die dann erst recht wieder in Untätigkeit mündet.
iamstudent: Was kann man als Studi in seinem Alltag konkret tun, um der Klimakatastrophe entgegenzuwirken?
Fridays For Future: Es ist eine ganz gezielte Strategie von Konzernen, Menschen einzureden, dass sie Schuld am Klimawandel sind. Natürlich können wir alle persönlich etwas verbessern, den allergrößten Unterschied kann jedoch nur die Politik bewirken. Allein 100 Konzerne sind für über 70% der weltweiten Treibhausgase verantwortlich. Es reicht nicht als Einzelperson klimafreundlich zu handeln, denn was wirklich gebraucht wird, ist eine politische Regulation von Konzernen. Auf einen Streik zu gehen, bringt also wesentlich mehr, als sich jeden Tag einreden zu lassen, dass man perfekt sein soll in einem System, das klimaschädliche Produkte bevorzugt und dementsprechend verbilligt.
iamstudent: Wie organisiert ihr euch auf einzelnen österreichischen Hochschulen, wie seid ihr national und international vernetzt und wie kann man bei Fridays For Future in Österreich mitmachen?
Fridays For Future: An den meisten größeren Hochschulen gibt es die Students For Future, eine Untergruppe von FFF. Generell haben wir bei Fridays For Future Teams, die verschiedene Aufgabenbereiche übernehmen, darunter zum Beispiel Social Media, EU-Politik, Strategie etc. Wir sind basisdemokratisch organisiert, das heißt jede*r kann mitmachen und es gibt keine Hierarchien. Um bei uns mitzumachen, muss man einfach nur auf der Website unser Mitmach-Formular ausfüllen oder eine E-Mail schreiben. Es ist kein Vorwissen nötig, wir bringen uns alles, was wir wissen, gegenseitig bei und jede*r kann seinen oder ihren individuellen Teil beisteuern. International sind wir auch sehr stark vernetzt. Es gibt regelmäßig Video-Calls und unzählige Chat-Gruppen, in denen wir zum Beispiel weltweite Streiks planen.
iamstudent: Hast du einen persönlichen Buch-, Podcast- und/oder Doku-Tipp für all jene, die vielleicht gerade erst anfangen, sich mit der Klimakatastrophe auseinanderzusetzen bzw. ihr Wissen und Verständnis vertiefen möchten?
Fridays For Future: Eine ganz große Empfehlung ist natürlich einmal unser eigener Podcast “Future on Air”, bei dem einzelne Aspekte der Klimakrise einfach und Verständlich von Expert*innen erklärt werden. Der Film “I Am Greta” ist auch ein sehr spannendes und gut getroffenes Portrait von Aktivismus. Ich selbst bilde mich vor allem über YouTube weiter, da gibt es zum Beispiel die Kanäle “Our Changing Climate”, “Just Have A Think” oder “klima:neutral”.
iamstudent: Schlussworte zum Interview – was brennt dir an dieser Stelle noch auf den Nägeln? Was möchtest du Studis da draußen unbedingt noch mitteilen?
Fridays For Future: Am wichtigsten ist mir, dass wir Studis erkennen, dass man etwas ändern kann in der Welt. Uns wird so oft eingeredet, dass wir zu klein sind, aber das stimmt nicht! Gerade wir Studierenden werden die Folgen der Klimakrise am eigenen Leib spüren und sollten deshalb umso mehr politische Maßnahmen einfordern. Und, weil das bei Infoständen sehr oft aufkommt: Nein, die Klimakrise wartet leider nicht auf deinen Abschluss! 😉
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